U-Strang: Umgang mit sexualisierter Gewalt: Konzepte & Erfahrungsaustausch

home

PHASE I: SA 10.00-12.00 h, Raum 32

Einführung in das Zustimmungskonzept

von Splitz, einer Aktivistin aus Wien

offen für alle

In den USA ist Zustimmung bzw. Consent (in diesem Fall das freiwillige und ausdrückliche Einverständis aller Beteiligten zu einer spezifischen sexuellen Handlung) schon längst ein gängiger Begriff in linken Diskussionen über Antisexismus und Positive Sexualität. Zustimmung dient einerseits als eine Präventionsmassnahme gegen sexualisierte Grenzüberschreitungen, anderseits als eine Möglichkeit, die Sexualität offen, respektvoll und positiv auszuleben. Doch im deutschsprachigen Raum ist das Zustimmungskonzept wenig verbreitet und stößt öfters auf Ablehnung. In diesem Workshop werden einige Texte und Ideen über Zustimmung vorgestellt und diskutiert, u.a. the Sexual Offense Prevention Policy von Antioch College, «Have Sex, Hate Sexism» von MädchenBlog und das Zustimmungsplakat von der Unterstützer_innengruppe DEFMA. Wir werden auch über Zustimmung im Zusammenhang mit verschiedenen Kommunikationsformen reden. Nach vorgetragenem Input wird es Raum für Diskussion geben.

PHASE II: SA 12.30-14.30 h, Raum 32

Zustimmung und Definitionsmacht als sich unterstützende Konzepte

von Splitz, einer Aktivistin aus Wien

offen für alle

Im deutschsprachigen Raum ist der Begriff Zustimmung oder Consent (das freiwillige und ausdrückliche Einverständis aller Beteiligten zu einer spezifischen sexuellen Handlung) relativ neu, während es seit Langem Diskussionen über Definitionsmacht gibt. Ein wichtiger Aspekt von Definitionsmacht ist es Tabus und Mythen über sexualisierte Gewalt zu durchbrechen, z.B. der betroffenen Person wird geglaubt, es wird nicht auf Grund der Kleidung oder fehlender „Abwehr“ relativiert. Die Definitionsmacht wird ganz klar verständlich und gar nicht in Frage zu Stellen, wenn eine_r das Zustimmungskonzept vertraut ist. Zustimmungskonzepte skizzieren sowohl die möglichen Formen Zustimmung zu vermitteln als auch die Bedingungen, wodurch Zustimmung fehlen kann. So kann Zustimmung z.B. durch Druckmechanismen wie ständige Fragen nach Sex kompromittiert oder gar nicht vorhanden sein. Zustimmung macht ganz eindeutig, dass es an allen Beteiligten und v.a. denen, die eine Handlung initiieren, liegt, ein „Ja“ zu suchen statt auf ein „Nein“ zu warten. So dient Zustimmung als mögliche Prävention von sexualisierten Grenzüberschreitungen und ist eine wichtige Grundlage für die Definitionsmacht (und die Entwicklung einer positive Sexualität). In diesem Workshop werden Definitionsmacht- und Zustimmungskonzepte und die Kritik an ihnen vorgestellt, um zu demonstrieren, inwiefern die beiden Konzepte einander brauchen.

PHASE I: SA 10.00-12.00 h, Raum 40

Sexuelle Gewalt oder einvernehmliche Einführung in die Sexualität?

Argumentation gegen die Aussage: „Nicht jede sexuelle Handlung mit Kindern ist gleich sexuelle Gewalt!“

von Iris Hölling (Wildwasser e.V.)

offen für alle

Auch schon mal gehört? Die schwierige Aussage „Nicht jede sexuelle Handlung mit Kindern ist gleich sexuelle Gewalt!“ begegnet uns auch in der linken Szene immer mal wieder. Der Umgang mit Kindern in der linken Szene ist oft angelehnt das Bild von Kindern / Jugendlichen als gleichberechtigten und selbstbestimmten Wesen. Vor diesem Hintergrund wird nicht selten argumentiert, voll-einvernehmliche Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern sei unter bestimmten Umständen möglich. Im Workshop soll dieser Argumentation widersprochen werden: Jede Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern ist sexuelle Gewalt an Kindern!
Eine unkritische Haltung demgegenüber ist (auch ohne gelebte Praxis) gefährlich, weil sie anschlußfähig ist für Pädosexuelle, die sich selbst ähnlicher Rechtfertigungsstrategien bedienen. Für den Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt ist es entscheidend, verantwortliches, grenzwahrendes Handeln einzufordern. In dem Workshop werden Täterstrategien vorgestellt und Argumentationen diskutiert, die auf einer klaren Haltung zu sexueller Gewalt und Verantwortungsübernahme von Erwachsenen beruhen. Ziel des Workshops ist eine Stärkung der Teilnehmer_innen in Auseinandersetzungen rund um sexuelle Gewalt von Erwachsenen gegenüber Kindern. Fragen der Teilnehmer_innen zu eigenen Handlungsmöglichkeiten können diskutiert werden.

PHASE I & II: SA 10.00-12.00 h & 12.30-14.30 h, Raum 33

Sexualisierte Gewalt im FrauenLesbenTrans Kontext

(2-teiliger Workshop)

Teil 1: Sexualisierte Gewalt jenseits patriarchaler Erklärungsmodelle (im FLT*Kontext)

Teil 2: Accountability als Ansatz im Umgang mit sexualisierter Gewalt im FLT*Kontext

von TAM

offen für FrauenLesbenTrans*

Wie gehen wir mit Gewalt im FrauenLesbenTrans Kontext um? Wie können wir nicht nur reaktiv mit Gewaltvorfällen umgehen, sondern gemeinsam einen verantwortlichen Umgang mit Grenzen, Grenzüberschreitungen und anderen Gewaltformen entwickeln? Wie gehen wir mit verschiedenen Machtverhältnissen in Gewaltdynamiken um? Wie unterstützen wir eine betroffene Person, welche gleichzeitig auch Grenzen überschreitet? Wie können wir als Umfeld Verantwortlichkeit übernehmen und gewaltausübende Personen langfristig zur Verantwortung ziehen? Was bedeutet es, es ernst zu nehmen, dass wir alle potentiell (in unterschiedlichen Ausmaß) Grenzen überschreiten und (sexualisierte) Gewalt ausüben können? Wie können wir als gewaltausübende Person langfristig Verantwortlichkeit zeigen und zur Verantwortung gezogen worden?
In dem zwei-teiligen Workshop wollen wir gemeinsam diesen Fragen nachgehen. Im ersten Teil wollen wir ein gemeinsames Verständnis zu Begrifflichkeiten und Perspektiven als Gesprächsgrundlage schaffen, um im zweiten Teil Accountability (Verantwortlichkeit) als Ansatz im Umgang mit (sexualisierter) Gewalt im FrauenLesbenTrans Kontext zu diskutieren. Es werden keine (reellen) Beispiele besprochen. Bei Interesse am zweiten Teil wünschen wir uns die Teilnahme am ersten Teil.
TAM ist eine Gruppe, die sich mit den vorgestellten Fragen seit zwei Jahren beschäftigt. Betroffenenzentriertheit ist unser Ausgangspunkt. Dabei versuchen wir die Komplexität ernst zu nehmen die uns oft in Gewaltvorfällen begegnet. Wir machen keine konkrete Fallarbeit.

PHASE III: SA 16.00-18.00 h, bei Tauwetter

Mein Freund wurde als Junge sexuell missbraucht - was nun?

Ein Workshop für Partnerinnen & Partner, für Freunde & Freundinnen und andere Interessierte

von Thomas Schlingmann, Tauwetter

offen für alle

- Jedes dritte bis vierte Opfer sexueller Gewalt gegen Kinder oder Jugendliche ist männlich - was hat das für Auswirkungen im Erwachsenenalter?
- Wie passt eigentlich sexuelle Gewalt gegen Jungen und männliche Jugendliche mit patriarchalen Geschlechtskonstruktionen zusammen?
- Welche Angebote gibt es für betroffene Männer? Und was kann ich als Freund_in, Partner_in tun, um ihn zu unterstützen.
Unterstützenden Praxis ist hängt immer vom eigenen Standpunkt ab. Der wiederum ist immer auch theoriegeleitet. Wir wollen deshalb versuchen, den oft beklagten riesigen Abstand zwischen Theorie und Praxis in diesem Workshop aufzuheben, indem wir gucken welche konkreten praktischen Schritte kann jede_r unternehmen und warum sind sie sinnvoll.
Tauwetter ist eine Anlaufstelle für Männer, die als Junge sexueller Gewalt ausgesetzt waren. Tauwetter berät betroffene Männer und Unterstützer_innen und organisiert das Zustandekommen von Selbsthilfegruppen.

Phase IV: SO 10.30-12.30 h, Raum 40

Trauma + Nestwärme - wie ist beides möglich?

von 2 Frauen

offen für Betroffene / FrauenLesbenTrans*

Es soll nicht um das Erzählen von traumatisierenden Erlebnissen gehen, sondern darum, wie wir als Betroffene das gesellschaftliche Umfeld erleben und um unsere Erfahrungen damit, wie das gesellschaftliche Umfeld mit uns Traumatisierten umgeht. Traumatisierung bedeutet oft eine Erschütterung des persönlichen Selbstverständnisses, die Erfahrung von Ohnmacht und sich von der Gesellschaft abgeschnitten zu fühlen. Die Zuständigkeit ist an professionelle Institutionen delegiert, welche Betroffenen Hilfe und Unterstützung bieten können, sie aber auch aus ihrem gesellschaftlichen Rahmen herauslösen, zudem stigmatisieren und die Isolierung verstärken. Es ist oft schwierig für diese Erfahrungen einen Ort im bisherigen sozialen Umfeld zu finden, weil das Umfeld, selbst mit dem Wunsch zu unterstützen, oft überfordert ist oder aber sich nicht zuständig fühlt oder gar ablehnend reagiert. Wir wollen uns u.a. darüber austauschen:
- Welche Bedingungen brauche ich in meinem Umfeld um mit meiner Traumatisierung umgehen zu können und handlungsmächtiger zu werden?
- Inwieweit kann es besser ermöglicht werden, mich auch mit meinen traumatischen Erfahrungen sichtbar zu machen, ohne erneut stigmatisiert oder verletzt zu werden?

PHASE V: SO 13.00-15.00 h, Raum 32

Sekundäre Traumatisierung

von Gerd, Vorbereitungsgruppe asp III

offen für alle

Nach einem Input zu dem Themenfeld Traumatisierung wird sich den möglichen Auswirkungen auf Menschen, die konkret mit Betroffenen von traumatischen Erfahrungen arbeiten bzw. sie unterstützen, angenähert. Das Phänomen der „sekundären Traumatisierung“ dient dabei weder zu einer Pathologisierung der betroffenen Personen noch der Unterstützer_innen. Von einer Parallelisierung oder sogar Gleichsetzung der Erfahrungen der Betroffenen mit denen der Unterstützer_innen ist ebenfalls nicht auszugehen. Das Anliegen dieses Workshops besteht vielmehr in einer gemeinsamen Sensibilisierung für die potentiellen Folgen und belastenden Momente einer konkreten Unterstützungsarbeit sowie eines Austausches über mögliche Umgangsformen mit ihnen. Die Person, die den Workshop anbietet, versteht sich selbst nicht als einen Experten, sondern möchte lediglich einen Raum für diesen Austausch eröffnen.